Gallerie „Jupp Heynckes“

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Das World Cup ’74 Cabrio von Jupp Heynckes

Aufgeschrieben von Bernd Finger und ergänzt von Jan Walter

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Historie und Vorbesitzer

Das Käfer Cabrio wurde im Juni 1974 bei Karmann in Osnabrück gebaut. Es wurde neben 24 Artgenossen auserwählt, unseren frischgebackenen Fußballweltmeistern zu ihrem historischen Sieg geschenkt zu werden. Besonderes Erkennungsmerkmal des World Cup ’74 Cabrios war die cliffgrüne Sonderlackierung, die schwarzen Hauben und der seitliche World-Cup-Schriftzug. In dieser Lackierung konnte das Käfer Cabrio nicht bei VW gekauft werden.

© Waldhausen + Bürkel GmbH & Co. KG, Mönchengladbach

Anfang Juli 1974 wurde es dem 39-maligen Nationalspieler von Borussia Mönchengladbach, Jupp Heynckes, durch das Autohaus Waldhausen + Bürkel im Stadtion auf dem Bökelberg überreicht. Jupp Heynckes hatte keine Verwendung für den Wagen und gab ihn an seinen Schwiegervater weiter. Josef Vollenbroich ließ das Auto am 7.8.1974 erstmalig zu. Er fuhr den Käfer (erstes Kennzeichen MG – P 735) knapp 2 Jahre und verkaufte es im Mai 1976 an Hugo Engels aus Hütterscheid bei Prüm.

Das Ehepaar Engels arbeitet zu jener Zeit im Dorint Hotel in Prüm. Da auch die Bundesligamannschaft von Borussia Mönchengladbach dieses Hotel nutzte, traf man gelegentlich auf die Fußballspieler und natürlich auch Jupp Heynckes. Frau Engels nutzte eine solche Begegnung, um dem prominenten Kicker sein früheres Auto noch mal zu zeigen.

Im März 1982 kaufte Helmut-Erich Bublitz aus Erkelenz das Cabrio in einem BMW-Autohaus. Zu diesem Zeitpunkt waren die schwarzen Hauben bereits in Wagenfarbe lackiert und die typischen WM-Aufkleber entfernt.

Genutzt wurde der Käfer überwiegend von seiner Ehefrau. Obwohl er seinerzeit bereits 8 Jahre auf dem Buckel hatte, machte er seinem Ruf auch bei der Familie Bublitz alle Ehre und lief und lief und lief … weitere vier Jahre ohne nennenswerte Probleme. In einem Telefongespräch im Jahre 2006 erinnerte sich Frau Bublitz jedenfalls noch sehr gerne an ihr ehemaliges Fahrzeug.

Weil die Zeit nicht ohne Spuren an dem Käfer vorübergegangen ist, wechselte er nach 4 Jahren erneut den Besitzer. Im Juli 1986 erwarb Peter Meyer aus Linnich das Auto mit dem berühmten Erstbesitzer. Am 31.10.88 wurde es vorübergehend stillgelegt. Gesundheitliche Probleme veranlassten Peter Meyer 2006 dazu, sich von dem Käfer zu trennen. Da der Wagen zwecks Restaurierung zerlegt war, wurde er in Einzelteilen bei ebay zum Kauf angeboten.

Der Kauf oder so findet man eine Nadel im Heuhaufen

Zu dieser Zeit hatte Bernd im Käferforum bugnet nach Informationen über das Sondermodell „World Cup ’74“ gefragt, um die Geschichte dieses Modells, aber auch Ausstattungsdetails und ein Register aller noch vorhandenen Fahrzeuge auf seiner Homepage zusammenzutragen. Ein Tipp sorgte für besondere Aufregung.  Jan aus dem bugnet gab per E-Mail den Hinweis, dass in Kürze bei ebay Reste eines cliffgrünen Cabrios von 1974 versteigert würden. 

Was tun? 1974 wurden keine cliffgrünen Käfer Cabrios hergestellt – mit Ausnahme der 25 Sondermodelle für unsere Fußballweltmeister. Wenn die Farbe original wäre, müsste das angebotene Auto eigentlich eines dieser WM-Käfer sein. Nicht auszudenken, wenn das Auto dann als Ersatzteilspender enden würde. Zeit für eine genauere Recherche blieb nicht, Auktionsende war in 20 Minuten. Da der Preis recht moderat war und Jan keine eigenen Ambitionen auf das Fahrzeug hatte, habe ich zugeschlagen – 3, 2, 1, meins!

Die telefonische Kontaktaufnahme am nächsten Tag mit dem Verkäufer war, wie befürchtet, eher ernüchternd. Nein, so hieß es, es ist wahrscheinlich keines der 25 WM-Cabrios, Erstbesitzer im originalen Kfz-Brief war ein unbekannter Herr in fortgeschrittenem Alter, jedenfalls kein Fußballweltmeister.

Nun ja, die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, also Anfrage an das VW-Museum gestartet. Die Antwort war, sagen wir viel versprechend. Frau Neefe vom VW-Museum konnte im Register leider keinen eindeutigen Hinweis finden, dass es sich um eines der 25 WM-Sondermodelle handelt. Dafür fand sie heraus, dass der Käfer ein Aktionsmodell M724 ist und am 27.06.1974 nach München ausgeliefert wurde. Aktionsmodell?? Außer den 25 WM-Cabrios gab es 1974 keine Cabrio-Sondermodelle. Im Juni 1974 nach München ausgeliefert?? Dort wurden doch seinerzeit die Käfer unseren Fußballweltmeistern geschenkt. Und dann war da ja noch die Sache mit der Sonderlackierung Cliffgrün. Schnell noch mal nachgefragt und Frau Neefe gebeten, die Daten meines Neuerwerbs mit den Daten meines World Cup ’74 Cabrios von Gerd Müller zu vergleichen.

Bingo! Die Fahrzeugdaten beider Käfer glichen sich wie bei eineiigen Zwillingen! Herstellungsdatum nur einen Tag auseinander, Farbe und Ausstattung identisch, Auslieferung am selben Tag nach München und vor allem derselbe Sondermodellcode M724. Also eindeutig eines jener 25 Cabrios! Für die freundliche und kompetente Unterstützung an dieser Stelle nochmals vielen Dank an Frau Neefe!

In der Zwischenzeit war auch der Transport organisiert. 14 Tage nach Auktionsende standen Fahrgestell und Karosserie in der Garage meiner lieben Schwägerin.

Der Rest war dann einfach. Über den originalen Fahrzeugbrief und das Telefonbuch konnte ich zwar nicht den ersten im Fahrzeugbrief eingetragenen Eigentümer ermitteln, dafür war der Kontakt mit der Familie des zweiten Besitzers schnell hergestellt. Frau Engels konnte sich noch sehr genau an ihr ehemaliges Auto erinnern und erzählte mir die Geschichte des cliffgrünen Cabrios.

Zustand beim Kauf

Jupp (so heißt der Käfer nach seinem prominenten Erstbesitzer) wurde vom Vorbesitzer komplett zerlegt. Peter hatte die Endspitzen erneuert und diverse Schweißarbeiten im vorderen Bereich des Cabrios vorgenommen. Danach wurde die Restaurierung abgebrochen.

Nach dem ebay-Kauf von Karosserie und Bodengruppe habe ich auch die übrigen noch vorhandenen Teile des Käfers von Peter erworben. Bis auf Sitze, Seitenscheiben und ein paar Kleinteile war das Cabrio komplett. Allerdings hatten die meisten Teile ihre besten Tage bereits hinter sich.

Die Karosserie und das Fahrgestell befanden sich in einem extrem schlechten Zustand. Die bereits vorgenommenen Schweißarbeiten des Vorbesitzers haben diesen Zustand nicht wirklich verbessert und konnten so nicht bestehen bleiben. Der Motor war zerlegt und von Rost befallen. Normalerweise war das Auto ein Fall für den Schrott… aber wer verschrottet schon eines der wenigen erhalten gebliebenen WM ’74 Cabrios?

Die Restaurierung

Da es sich bei dem Fahrzeug um ein seltenes Sondermodell mit einer außergewöhnlichen Historie handelt, sollte möglichst viel der originalen Substanz erhalten bleiben. Der Austausch kompletter Blechpartien kam daher nicht in Frage. Aus diesem Grund habe ich das Cabrio einem erfahrenen Karosseriebauer anvertraut, der den Wagen behutsam wiederherstellen sollte. Volker Dausel aus Thüringen sollte das Cabrio zu neuem Leben erwecken.

Dies klappte zunächst auch recht gut, im Oktober 2007 jedenfalls waren Karosserie und Bodengruppe wieder Instand gesetzt. Mehr Fotos seiner Arbeit findet ihr im Fotoalbum. Leider geriet seine Firma im Dezember in eine finanzielle Schieflage. Für mich und das Cabrio der absolute GAU. Karosserie und Bodengruppe waren zwar geschweißt, aber das Fahrzeug noch ein riesiges Puzzle. Außerdem stand der Insolvenzverwalter vor der Tür. Um Streitigkeiten um die Besitzansprüche und eine womöglich endlose Verzögerung zu vermeiden, war schnelles Handeln angesagt. Nur wohin mit dem Cabrio-Bausatz?

Björn wusste Rat. In Wolfsburg gab es eine Firma, die sich in erster Linie mit der Restaurierung und Erhaltung von Käfern beschäftigte. Der Kontakt war schnell hergestellt. Axel organisierte einen Transporter mit langem Radstand und im Februar stand „Jupp“ in der Werkstatt von B&G in Wolfsburg, nur 100 m entfernt vom VW-Museum und in Sichtweite der VW-Fabrik. Back to the roots! An dieser Stelle nochmals meinen herzlichen Dank an Björn und Axel vom Käferclub Wolfsburg!

Bei B&G hat man sich dann rührend meines Problemkäfers angenommen. Im Rahmen einer Bestandsaufnahme konnten die Jungs mir zum Glück bestätigen, dass die Schweißarbeiten ordentlich ausgeführt wurden. Lediglich eine Endspitze musste erneuert werden um ein optimales Ergebnis zu erreichen. Im weiteren Verlauf wurde die Karosserie im originalen Farbton Cliffgrün und die Hauben seidenmatt schwarz lackiert – ein nicht wirklich leichtes Unterfangen, da die originale Farbe in Deutschland nicht mehr erhältlich ist und lösungsmittelhaltige Lacke nur noch von wenigen Betrieben mit Ausnahmegenehmigung verarbeitet werden dürfen.

Die Bodengruppe wurde mit einem speziellen LKW-Chassislack versiegelt, anschließend das Getriebe und einige Fahrwerkskomponenten montiert. Es folgte die Hochzeit von Bodengruppe und Karosserie. Auch beim weiteren Zusammenbau zeigte die Mannschaft von B&G viel Engagement, „Jupp“ wurde mit viel Liebe fürs Detail von Leszek, Wolf Michael und Co. komplettiert. Als letztes durfte der Sattler sein Können demonstrieren. Aus Gründen der Originalität habe ich mich entschieden, einen Verdeckbezug aus Kunststoff zu verwenden. Ein Verdeck aus Sonnenlandstoff ist zwar alltagstauglicher, hätte aber zu einer deutlichen Abweichung im Erscheinungsbild des Autos vom Original geführt. Weitere Fotos von der Restaurierung gibt es im Fotoalbum.

Jetzt fehlte nur noch der WM-Schriftzug auf den Seiten. Dies gestaltete sich recht schwierig, gab es doch zunächst keine Fotos, die einen WM-Käfer aus der richtigen Perspektive und in guter Auflösung zeigten. Erneut kam mir das Glück zur Hilfe. Kurz vor Beendigung der Restaurierungsarbeiten bekam ich einen Satz Fotos zur Verfügung gestellt, die Ulli Hoeness bei der Übergabe seines WM-Cabrios zeigten. Mit Hilfe dieser Fotos ist es einem örtlichen Grafiker gelungen, eine perfekte Reproduktion des Schriftzuges herzustellen. Jetzt sieht der fertige Käfer wieder aus wie im Jahr 1974, als er vom Band lief.

Verkauf (2013)

Die Restaurierung von „Jupp“ lag inzwischen schon fünf Jahre zurück, das Gerd Müller Cabrio stand mangels finanzieller Masse noch unberührt in der Halle eines Freundes und wartete auf bessere Zeiten. Ein Lottogewinn war nicht in Sicht. Um zu verhindern, dass das WM Cabrio des Bombers der Nation zu einer ewigen Baustelle wird, gab es nur eine Möglichkeit: Ich musste mich von einem der beiden Autos trennen. Aber welches sollte ich behalten? Eine schwere Entscheidung. Sollte ich mir den Stress einer Restaurierung nochmal antun? Zwei Ereignisse haben mir die Entscheidung dann leicht gemacht.

Jupp Heynckes gewann mit den Bayern das Tripple. Aus dem Fußballstar der 70’er Jahre wurde die Trainerlegende, sein Name war in aller Munde. Sicherlich des beste Zeitpunkt für einen Verkauf.

Das Interesse an „Jupp“ war groß aber besonders freute es mich, dass auch Jan aus dem bugnet (ja, genau der, der mir 2006 den Tip zu dem Fahrzeug gab), sich für Jupp interessierte. Es war für mich eine leichte Entscheidung, das Cabrio mit der bewegten Vergangenheit an ihn zu verkaufen. So schließt sich der Kreis. Das World Cup Cabrio wird in Zukunft wieder in Bitburg zugelassen, so wie bereits 1976, als ihn die Familie Engels kaufte …

Internationale Bekanntheit

Im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft 2014 wurden diverse Medien auf „Jupp“ aufmerksam. Für die Zeitschrift „VW Classic Magazin“ wurde das Cabrio in das Münchner Olympiastadion gebracht und von dem renommierten Automobilfotografen Markus Bolsinger in der Originalkulisse des WM-Finales von 1974 in Szene gesetzt. Seine Fotos wurden auch in der brasilianischen Zeitschrift Fusca & Cia in einem weiteren mehrseitigen Artikel publiziert, just als Deutschland 2014 in Brasilien das Finale gegen Argentinien gewann. Auch einige Clubmagazine aus den Niederlanden – dem Finalgegner der WM ’74 – berichteten über das Cabrio. Autobild recherchierte eine umfangreiche Reportage über die Weltmeister-Käfer im Zuge derer es zu einer Wiedervereinigung des Autos mit der Zweitbesitzerin Frau Stockfisch-Engels sowie den Weltmeistern von 1974 Rainer Bonhof und Dieter Herzog im Borussia Park in Mönchengladbach kam.